''Das Lied in mir'' mit Jessica Schwarz ab 10. 2. 2011 in den Kinos

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Odenwald.Wochenschau.TV: Filmkritik von Uli Gellermann +++ Dienstag, den 1. Februar 2011 um 15:52 Uhr @ @Readers Edition

Wenn ich mal nach Michelstadt komme, in dieses Nest im Odenwald, wo Jessica Schwarz ein Café besitzt, dann werde ich dessen Tuer aufmachen, dreimal Bravo! rufen und dann nix wie raus, weil mir das dann doch zu peinlich ist. Aber so ein Bravo, nach dem subtilen und zugleich glaenzenden Auftritt der Schwarz im Film “Das Lied in mir”, muss dringend gesagt werden. Auch dem Michael Gwisdek, der schon in manchen Filmen die Neigung hatte ganz weit vorne an der Rampe zu spielen aber in dieser Arbeit sehr feinfuehlig und behutsam auftritt, darf man ein Bravo zurufen. Und was soll man nur zu Florian Cossen bruellen, der gleich mit seinem ersten Spielfilm eine anruehrendes Debuet vorlegt? Man kann von diesem Film heiser werden.

Langsam nur entdeckt die Sportlerin Maria (Jessica Schwarz) auf dem Flug zu einem Wettkampf nach Chile, dass ihre deutschen Eltern nicht ihre Eltern sind. Ein spanisches Kinderlied steigt in ihr auf, aber sie kann gar kein Spanisch. Sie ist auf einem Zwischenstop in Buenos Aires gelandet und tief verunsichert. Obwohl sie weiter will, bleibt sie. Das macht ihren Vater (Michael Gwisdek), der ihr und sein Handy wie eine Nabelschnur nutzt, besorgt. So sehr, dass er aus dem tief verschneiten Deutschland mal eben nach Buenos Aires fliegt, um seine Tochter zu beruhigen. Denkt man.

Maria, deren Verunsicherung weit genug reicht, um wissen zu wollen, was mit ihr ist, entdeckt, dass die Frage lauten muss: Wer sie ist?

Langsam und doch mit beachtlichem Schnitttempo, fuehrt uns der Film durch die argentinische Metropole und in die Zeit der Diktatur, die Zeit, in der mehr als 30.000 Menschen verschwanden: Gefoltert, ermordet, aus dem Flugzeug in den Rio de la Plata geworfen. Marias Eltern gehoeren zu denen, die man bis heute “die Verschwundenen” nennt, so als koenne man sie suchen und finden. Was Maria findet, ist die Schwester ihrer Mutter, Onkel, Tante, Grossmutter und sogar noch eine Liebe.

Was Maria anfaenglich nicht findet, ist ein Zugang zu ihrem Vater, der sie offenkundig als kleines Kind, als er in Argentinien gearbeitet hat, mit nach Deutschland genommen hat. Dieses zaehe Ringen von Vaterliebe und Verschweigen, von Tochterliebe und Misstrauen, das macht “Das Lied in mir” aus. Auch, dass es lange raetselhaft bleibt, warum Marias Vater so beharrlich darueber schweigt, unter welchen Umstaenden er Maria mit nach Deutschland genommen hat. Wer die Loesung wissen will, muss nur ins Kino gehen. In Michelstadt gibt es uebrigens keins. Man muss schon die zwei Kilometer bis Erbach fahren.

Textquelle: http://www.readers-edition.de/2011/02/01/heiser-vom-film-ein-lied-vom-verschwinden/
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