► Video: Ferdinandsdorf ein aufgegebenes Dorf im Odenwald

Nach dem wirtschaftlichen Niedergang waren zahlreiche #Odenwald Dörfer nicht mehr in der Lage alle Bewohner zu ernähren, da es im außerlandwirtschaftlichen Bereich wenig Beschäftigungsmöglichkeiten gab und die schlechten Verkehrsanbindungen der hiesigen Region auf jede Industrie abschreckend wirkte.
Aus der wirtschaftlichen Not pendelten viele in die großen Städte Heidelberg, Mannheim, und Frankfurt. Andere gingen im Herbst zum “Hopfe zopfe” in die Pfalz, doch auf Drängen der Lehnsherren wurden Randgruppen der Bevölkerung auch immer wieder ausgesiedelt, um in Amerika oder Australien eine neue Heimat zu suchen. 






Tatsächlich soll der erste Auswanderer im Jahre 1709 aus Schloßau in die Fremde gezogen sein. Nach 1724 konnte man eher von einer bescheidenen Auswanderungswelle sprechen, jedoch knapp 100 Jahre später änderte sich dies aufgrund der eingangs beschrieben Gründe. Zwischen Januar und Juli des Jahres 1817 ist ein sprunghafter Anstieg an Auswanderern zu verzeichnen. Nach der Revolution von 1848 nutzten zudem viele die Gelegenheit zur Auswanderung, um einer Strafe zu entgehen und unterzutauchen.
Zwischen 1850 und 1855 hatten die Auswanderungen einen regelrechten Exoduscharakter, wozu auch Gerüchte von Goldfunden in Kalifornien und Australien beitrugen. Die Regierung hoffte, auf diese “humane” Art der Abschiebung die unerwünschten Elemente wie Bettler, Korbmacher, Scherenschleifer, Schneider, Zirkusleute, Arme, Alte, Schwache und Fürsorgeempfänger auf einfache und billige Art und Weise loszuwerden. Die Zahl der Vaganten und Bettler im süddeutschen Raum belief sich Schätzungen zufolge auf 150.000 Personen.
Die Dörfer Ferdinandsdorf, Eduardstal und die Bewohner des „Wassergrund“ zeigen exemplarisch die Zustände der damaligen Zeit. Die Ortschaften liegen jeweils einen halben Tagesmarsch voneinander entfernt in versteckten Taleinschnitten, was so manchem “Räuber” auf der Flucht zugute kam.
Zu Beginn des 18. Jh. gründete Graf Ferdinand Andreas von Wiser zwischen Reisenbach und Mülben, etwa 500 Meter entfernt vom Mülbener Felsenhaus, einem bekannten Unterschlupf der Winterhauchbande, die Meiler Ober- und Unterferdinandsdorf, indem er die Armen und Besitzlosen seiner Winterhauchdörfer zusammenfaßte. Auf diese Art und Weise befreite er sich von seiner Unterhaltspflicht als Landesherr und konnte zudem Zehntabgaben der neuen Gemeinden erwarten. Dieser Gedanke sollte sich jedoch nicht erfüllen.
Unter anderem trugen die Jahre der Revolutionskriege und die Ära Napoleons mit ihren finanziellen Belastungen zum fortschreitenden Ruin bei. Der Volksmund sprach damals von “Bettelmanns Umkehr”, d.h., daß selbst Bettler in diesem Dorf keine Almosen zu erwarten hatten und besser umkehrten. Ohne staatlichen Eingriff wären die Ferdinansdorfer schon 1816 verhungert. Bei der steigenden Bevölkerungszahl trat jedoch infolge schlechter Ernten auf kargen Böden und der ungünstigen Lage am Nordhang eine solch negative Entwicklung ein, daß das Dorf der Agrarkrise der 40er Jahre nicht gewachsen war und eine Zwangsauflösung durch Badens Großherzog Leopold im Jahre 1850 unvermeidbar blieb. Die Häuser in Ferdinandsdorf wurden in den darauffolgenden Jahren abgerissen. Die Überreste dienten den umliegenden Dörfern als Baumaterial.
Bereits 1846 wurden Teile der Dorfbewohner in das “gelobte Land” ausgesiedelt, jedoch bedeutete dies für nahezu 40 Ferdinandsdorfer in einem Auswanderungslager der Ostküste Nordamerikas den Tod. 1851 schickte man weitere Bewohner auf Staatskosten nach Amerika, da eine Umverteilung auf Nachbardörfer auf wenig Gegenliebe stieß. Für 47 Ferdinandsdorfer war dies, ausgerüstet mit Verpflegung, Habseligkeiten, Geld und Kleidung, ein neuer Anfang. Mit dem Dreimaster “Schiller” erfolgte die Übersiedlung von Bremen nach New York. Die Übersiedler wurden teilweise in Baltimore seßhaft und manche konnten bereits nach einem Jahr Geld an ihre hiergebliebenen Angehörigen schicken und noch heute sind Nachfahren der Ferdinandsdorfer in Amerika bekannt.
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